Fähigkeiten erhalten, Neues lernen und gegebenenfalls den Schritt in die Arbeitswelt tätigen. Das ist das Ziel des neuen Tageszentrums Elixhausen für Menschen mit Behinderung ab 18 Jahren. In Zusammenarbeit mit dem Land Salzburg ist es erstmals gelungen, eine Einrichtung in der Nähe von Salzburg zu schaffen, die ein differenziertes Angebot für Menschen mit sehr hohem Unterstützungsbedarf bietet. Die KlientInnen sollen nach Möglichkeit auch in das Gemeindeleben eingebunden werden. Für therapeutische Angebote und die laufende Betreuung werden dringend Spenden benötigt.
Caritas Direktor Johannes Dines: „Caritas und Land Salzburg haben mit der Eröffnung des neuen Tageszentrums für junge Menschen mit Behinderung einen Meilenstein gesetzt. Diese im Großraum Salzburg einzigartige Einrichtung ermöglicht den jungen Erwachsenen das Förder- und Arbeitsangebot des Tageszentrums zu nutzen und gleichzeitig weiterhin zuhause, in gewohnter Umgebung, zu wohnen. Die Jugendlichen fühlen sich hier geborgen und werden optimal betreut, was für das Familienleben der Betroffenen eine wesentliche Erleichterung bedeutet. Das Ziel des Tageszentrums ist die Heranführung an einen strukturierten Arbeitsalltag, den die Betreuerinnen und Betreuer individuell, je nach Bedarf, unterstützen. Vielleicht gelingt bei einigen zukünftigen Klientinnen oder Klienten in weiterer Folge sogar der Schritt ins Arbeitsleben“.
„Es freut mich sehr, dass wir nun das Tageszentrum Elixhausen offiziell eröffnen können. Mir ist der Ausbau des Leistungsangebots für Menschen mit Behinderungen ein großes sozialpolitisches Anliegen“, betont Landesrat Heinrich Schellhorn. Und erklärt: „Einer der ersten Antrittsbesuche in meiner Funktion als Soziallandesrat war die Elterninitative, die sich seit Jahren bemüht hatte, eine Ganztageseinrichtung für ihre Kinder ab 18 Jahren zu initiieren. Mir war und ist es ein Anliegen, dass diesem Bedarf entsprochen wird. Im Zentralraum Salzburg gab es bislang noch keine vergleichbare Einrichtung für junge Menschen mit Behinderungen. Mit dem Tageszentrum Elixhausen ist nun ein Ort für die betreffenden Jugendlichen entstanden, an dem sie ihre Fertigkeiten und Fähigkeiten vertiefen können. Das Angebot des Tageszentrums unterstützt auch die Angehörigen, die Entlastung erfahren können“.
Möglichst selbstbestimmt Leben
Viele Menschen mit Behinderung haben nach Beendigung der Schulpflicht nicht unmittelbar die Möglichkeit, in die nächste Betreuungseinrichtung eingegliedert zu werden. Dieser Schritt ist wichtig, um die bislang erarbeiteten körperlichen und psychischen Fähigkeiten zu erhalten. Ohne die tägliche Förderung und Weiterentwicklung ist die Gefahr groß, dass Gelerntes wieder verloren geht.
Thomas Thöny, Bereichsleitung Menschen mit Behinderung: „Durch das Tageszentrum haben einige unserer KlientInnen, nach einer Wartezeit seit ihrem Schulabschluss, wieder ein tagesstrukturierendes Angebot. Auch Jugendliche mit Behinderung wünschen sich Normalität und einen Raum, um sich auszuprobieren und zunehmend selbstständig zu sein. Wir haben einen Platz geschaffen, an dem wir individuell auf die Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten eingehen können. Gemeinsam Ziele setzen und erreichen, bzw. Fähigkeiten zu erhalten, steht im Vordergrund und sind die ersten Schritte in ein selbstbestimmtes Leben.“
Das neue Tageszentrum Elixhausen bietet jungen Menschen mit Behinderung ab 18 Jahren eine ganzheitliche Betreuung mit Therapie- und Förderangeboten. An 250 Öffnungstagen im Jahr werden die rund 20 KlientInnen von einem multiprofessionellen Team, mit verschiedenen Ausbildungsschwerpunkten, betreut. Das Zentrum ist vorwiegend für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf. Das heißt z.B., dass KlientInnen Hilfe bei Alltäglichem wie Essen oder dem Gang auf die Toilette benötigen. Menschen mit niedrigerem Unterstützungsbedarf brauchen oftmals nur organisatorische Hilfestellungen bei der eigenständigen Abwicklung des Alltags. Die tägliche Anreise in das Tageszentrum mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann z.B. mit Eltern oder BetreuerInnen geübt werden und dann in einem weiteren Schritt selbstständig erfolgen.
Therapie am Standort
Natalie Druckenthaner, Einrichtungsleitung Tageszentrum Elixhausen: „In unserem Tageszentrum werden wir einen eigenen Raum mit speziellen Therapie- und Fördermaterialien schaffen. Die Therapie am Standort ist ein zentraler Aspekt unseres Konzeptes. Dies wird in Zusammenarbeit mit dem Diakoniewerk erfolgen. Mir ist es wichtig, dass BetreuerInnen und TherapeutInnen eng zusammen arbeiten. Einerseits um die Therapie optimal in den Tagesablauf einzufügen, aber auch um die erworbenen Fähigkeiten im Alltag auszuprobieren und zu festigen“. Im Therapieraum werden unterschiedliche Therapieformen stattfinden, der Raum wird auch zum Snoezelen verwendet. Snoezelen ist der Aufenthalt in einem gemütlichen, angenehm warmen Raum, in dem man, bequem liegend oder sitzend, umgeben von leisen Klängen und Melodien, Lichteffekte, z.B. eine Blubbersäule und Lichtschläuche, betrachten kann. Dies steuert und ordnet Reize, weckt Interesse, ruft Erinnerungen hervor und lenkt Beziehungen. Das Snoezelen erzeugt Wohlbefinden und Geborgenheit.
Der Schritt in das Arbeitsleben
Die Interessen, Wünsche und Fähigkeiten der einzelnen Personen werden gemeinsam mit den BetreuerInnen, der Familie und früheren Schulen ermittelt. Je nach Möglichkeit, kann im Tageszentrum der erste Schritt ins Arbeitsleben getätigt werden. Das differenzierte Arbeits-und Beschäftigungsangebot umfasst einfache gleichbleibende Tätigkeiten z.B. die Herstellung von Produkten, Arbeiten im Haus oder der Gemeinde, aber auch simple Kreativtätigkeiten. Die MitarbeiterInnen unterstützen Menschen mit eingeschränkten physischen Fähigkeiten, um auch sie in die Arbeiten einzubinden. Die hergestellten Produkte, wie Marmeladen, Textildrucke oder Holzarbeiten, werden in weiterer Folge selbstständig vertrieben. Je nach Möglichkeit und Bedarf wird auch ein Arbeitstraining angeboten. Menschen mit Behinderung haben somit die Chance, in unterschiedlichen Formen in die Arbeitswelt einzutauchen.
Einbindung des Tageszentrums in das Gemeindeleben
Natalie Druckenthaner, Einrichtungsleitung Tageszentrum Elixhausen: „Wir wollen sehr eng mit der Gemeinde zusammenarbeiten. Da wir die erste Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Elixhausen sind, ist es vorstellbar, dass wir schnell ein Teil des Lebens in der Gemeinde werden.“ Angestrebt werden Kooperationen mit ortsansässigen Firmen und der Gemeinde, um die Menschen in das Leben im Ort zu integrieren. Gemeinsame Projekte oder Veranstaltungen mit Schulen, Kindergärten und Vereinen wären wünschenswert. Es kann angedacht werden, dass die KlientInnen kleine Aufgaben in der Gemeinde und in interessierten Firmen übernehmen, z.B. die Bepflanzung von Grünflächen in der Gemeinde oder das Schlichten von Regalen in einem Supermarkt für wenige Stunden in der Woche.
Caritas Direktor Johannes Dines: „Menschen mit Behinderung haben das Recht ihren Lebensunterhalt mit Arbeit zu verdienen. Um dies umzusetzen, ist ein offener und integrativer Arbeitsmarkt nötig. Der Mathiashof in Fuschl, eine Caritas Einrichtung für Menschen mit Behinderung, betreut z.B. die Seepromenade in Fuschl und ist für deren Gestaltung zuständig. Erwachsene mit Behinderung wollen und sollen genauso ein Teil der Gesellschaft sein wie andere auch“.
Christian – sein Leben im Tageszentrum
Der 19 jährige Christian ist seit seiner Geburt mehrfach behindert. Er sitzt im Rollstuhl und ist auf die volle Unterstützung seiner Umgebung im Alltag angewiesen. Seit Anfang Dezember wird er im neuen Tageszentrum Elixhausen betreut. Christian ist ein fröhlicher Mensch, den man mit Bewegung, Musik, Kreativität und Aktivitäten in der Natur begeistern kann. Für ihn ist es wichtig und schön, wieder aktiv in eine Gemeinde eingebunden zu sein, denn der strukturierte Tages-, Wochen- und Jahresrhythmus gibt ihm Orientierung und Sicherheit. Für Christians Familie bringt sein Aufenthalt im Tageszentrum eine psychische und physische Entlastung. Brigitte H., Christians Mutter erzählt: „Der Spagat zwischen Betreuung und Verantwortung für die ganze Familie ist nicht immer ganz leicht. Ich bin froh, dass Christian den Platz im Tageszentrum Elixhausen bekommen hat, wo er sich geborgen und sicher fühlt. Für uns ist es schön zu sehen, dass er Teil der Gemeinde ist, dass aber auch seine existenziellen Bedürfnisse versorgt und Lernprozesse angeregt werden. Für mich bedeutet sein Aufenthalt im Tageszentrum in erster Linie Entlastung. Ich habe mehr Zeit für meine Tochter und überlege sogar wieder stundenweise zu arbeiten“.
Ausblick
Thomas Thöny, Bereichsleitung Menschen mit Behinderung: Nach dem guten Start des Tageszentrums geht es nun noch an die vollständige Umsetzung des Konzeptes. Der nächste große Schritt ist die vollständige Implementierung des Therapieangebotes in der Tagesstruktur. Wir wollen hier mit TherapeutInnen der Diakonie kooperieren. Es ist geplant, dass die Einrichtung bis zum Sommer 2016 mit 20 Klientinnen und Klienten belegt ist. Ein weiteres Ziel ist es, zu einem Begegnungsort in der Gemeinde zu werden. Dafür streben wir Kooperationen mit Schulen oder Kindergärten an. Für die laufende Betreuung sowie ergotherapeutische Therapieangebote zum Training der Feinmotorik und Körperwahrnehmung suchen wir dringend UnterstützerInnen und SpenderInnen“.
„Ich danke allen Beteiligten - insbesondere der Caritas und den MitarbeiterInnen der Sozialabteilung des Landes - dass wir innerhalb von knapp 1,5 Jahren die Planungen so rasch und gelungen umsetzen konnten. Ich wünsche allen Jugendlichen und BetreuerInnen im Tageszentrum einen guten Beginn und viel Platz für Freundschaften, Entwicklung und Entfaltung“, so Soziallandesrat Schellhorn.