Caritas Kinderkampagne 2016: Beschützt und geborgen – Zuflucht für Kinder in Krisenregionen

Weltweit haben 60 Millionen Kinder keinen Zugang zu Bildung, leben in Krisengebieten ohne Schutz und Sicherheit. Im Syrienkonflikt wurden 7,6 Millionen Minderjährige unschuldige Opfer des Krieges. Sie drohen zu einer „lost generation“ heranzuwachsen. Notleidende Kinder in Krisenregionen stehen im Mittelpunkt der österreichweiten Caritas Kinderkampagne 2016. Die Caritas Salzburg setzt Ihren Fokus auf die Bildungsprojekte Beth Aleph und Broumana im Libanon. Ca. 200 Flüchtlingskinder und Kinder mit Migrationshintergrund erhalten hier Schutz, Bildung und eine warme Mahlzeit. Spenden zur Sicherung der Schulstandorte werden dringend benötigt. Die Auftaktveranstaltung zur Kinderkampagne findet am 27. Jänner 2016 im Spielzeug Museum Salzburg statt. Eine Foto- und Videoausstellung mit eindrucksvollen Kinderporträts aus den Schulprojekten, begleitet den Kampagnenstart.

Caritas Direktor Johannes Dines: „Laut UN-Kinderrechtskonvention hat jedes Kind das Recht auf Sicherheit und Schutz, Zugang zu Bildung, Hilfe und ein Aufwachsen in der Familie. 60 Millionen Kinder weltweit haben nichts von alldem. 30 Millionen Kinder sind auf der Flucht. Auch sie müssen die Chance bekommen, kindgerecht und chancenreich aufzuwachsen. Die Caritas hat sich zum Ziel gesetzt, mit der diesjährigen Kinderkampagne 50.000 Kindern zu helfen und ihnen neben Bildung, auch Schutz und Geborgenheit zu geben.“

Die Arbeit der Caritas orientiert sich stark an der Kinderrechtskonvention. Weltweit tritt die Caritas als Hilfsorganisation z.B. für die Gleichbehandlung von Kindern aus Minderheiten oder Kindern mit Behinderung ein. In Österreich sichern Caritas Projekte, dass Minderjährige nicht auf Grund von Armut, ihren Eltern entzogen werden.

Leben in Armut und Angst

Kinder machen ein Drittel der Weltbevölkerung aus. Beinahe die Hälfte von ihnen ist von extremer Armut betroffen. Sie haben keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung, Nahrung und Schutz. Kinder, die in Armut aufwachsen haben kaum die Chance, ihren Lebensstandard zu verbessern, sind öfter krank und haben eine schlechte Schulbildung. Die Wahrscheinlichkeit, im späteren Leben arbeitslos zu sein oder einer niederen sozialen Stufe anzugehören, ist hoch.

Krieg zwingt viele Kinder dazu, schnell erwachsen zu werden. Sie werden Zeugen von Gräueltaten, verlieren Familienangehörige und können nicht zur Schule gehen. Gewalt, Vernachlässigung, Ausbeutung, Missbrauch und Hunger sind Teil des täglichen Lebens. Caritas Direktor Johannes Dines: „Armut und Krieg verursacht Kinderarbeit, da diese zum Erhalt der Familie beitragen müssen. Kinder werden als Soldaten rekrutiert. Traumata durch Gewalt und verlorene Chancen führen zum Heranwachsen einer „lost generation“. Kinder sind die schwächsten Opfer und gleichzeitig die Zukunft unserer Gesellschaft“.

Kinder im Syrienkonflikt - der Grundrechte beraubt

7,6 Millionen Kinder sind in Folge des Syrienkrieges auf Schutz und humanitäre Hilfe angewiesen. Mehr als zwei Millionen Kinder halten sich als Flüchtlinge in den Nachbarstaaten Syriens auf (UNICEF, 2015). 12.000 Kinder haben im Syrienkrieg bereits ihr Leben verloren (aljazeera.com, 2015). Kinderarbeit, gezielte Massenentführung und das Rekrutieren von KindersoldatInnen stehen in dem vom Krieg gebeutelten Land mittlerweile an der Tagesordnung.

Vor dem Krieg besuchten beinahe alle syrischen Kinder die Schule. Laut UNICEF wurden über 50.000 Lehrer getötet oder haben das Land verlassen. Mehr als zwei Millionen syrische SchülerInnen (UNICEF, 2015) können aufgrund der anhaltenden Kampfhandlungen und der Zerstörung keine Schule besuchen.
Schätzungen gehen davon aus, dass 195.000 syrische Familien heuer extrem unter der Winterkälte zu leiden haben. In den letzten Jahren kam in der kalten Jahreszeit zu vereinzelten Todesfällen von Babys und Kleinkindern.

Syrische Flüchtlingskinder im Libanon

Der Libanon hat weltweit am meisten Flüchtlinge, gemessen an der eigenen Einwohnerzahl, aufgenommen. Rund eine Million syrischer Flüchtlinge (UNHCR, 2015) sind hier registriert. Davon sind ca. 400.000 Kinder zwischen drei und 14 Jahren (UNHCR, 2015). Schätzungen zufolge liegt die Dunkelziffer, der im Libanon lebenden Flüchtlinge, jedoch weitaus höher.

Menschen leben in provisorischen Zeltlagern, für die Miete gezahlt werden muss. Auch feuchte Kellerräume, Garagen, Abbruchhäuser und Rohbauten dienen als Herberge. Arbeit gibt es für die Flüchtlinge nur wenig. Die finanziellen Ressourcen der meisten sind mittlerweile aufgebraucht. Um zum Erhalt der Familie beizutragen, müssen zahlreiche Kinder z.B. in der Landwirtschaft arbeiten. Ein Drittel aller im Libanon arbeitenden Kinder ist jünger als 14 Jahre (UNICEF, 2015).

Mädchen leiden auf der Flucht besonders. Sie sind öfter Opfer von Gewalt und werden gezwungen, in jungen Jahren zu heiraten. Medizinische Versorgung und Schulbildung steht Mädchen seltener zur Verfügung als Buben.

Libanesisches Schulsystem überfordert

Der Libanon ist mit der großen Zahl schulpflichtiger Flüchtlingskinder überfordert. SchülerInnen werden mittlerweile in zwei Schichten unterrichtet. 150.000 syrische Kinder wurden in das Schulsystem integriert. Um das Ziel von 200.000 eingeschulten Flüchtlingskindern zu erreichen, müssten neue Schulgebäude errichtet werden. Selbst dann sind die übrigen 200.000 Minderjährigen gefährdet zu einer „lost-generation“ heranzuwachsen.

Stefan Maier, Caritas Nah-Ost Koordinator: „Die Eingliederung der Flüchtlingskinder ins libanesische Schulsystem ist schwierig. Hauptfächer wie Mathematik werden auf Französisch oder Englisch unterrichtet. Flüchtlingskinder haben oft mehrere Jahre der Bildung versäumt und Schwierigkeiten, sich im Unterricht unter Jüngeren einzugliedern. Zusätzlich sind die libanesischen Lehrer und Schüler nicht gerüstet, mit den teils traumatisierten Kindern richtig umzugehen. Flüchtlingskinder werden immer wieder Opfer von Hänseleien, Diskriminierung und auch Gewalt“.

Kindern die Kindheit zurückgeben

Die Bildungs- und Schulprojekte der Caritas Salzburg unterstützen Flüchtlingskinder im Nahen Osten. Sie bieten eine adäquate und qualitative Schuldbildung und vermitteln Sicherheit und Normalität. LehrerInnen und SozialarbeiterInnen helfen Ängste und Sorgen auszudrücken und zu bewältigen. Die Integration im Gastland wird aktiv gefördert, um Konflikte zu vermeiden und ein gutes Miteinander zu ermöglichen.

„Die Kinder wurden der Möglichkeit beraubt, zur Schule zu gehen. Andere zeichnen Bilder von Leichen, die sie auf dem Weg zur Schule gesehen haben. All dies führt bei den Kindern zu auffälligem Verhalten, zu Aggressionen, Anorexie, Zurückgezogenheit und Traurigkeit. Manche Kinder sind depressiv und nicht in der Lage ihr Leben fortzusetzen“, berichtet Stefan Maier.

St. Vinzenz Schule und Internat - Bildung und Geborgenheit

Im Internat der Barmherzigen Schwestern in Broumana werden syrische Flüchtlingskinder liebevoll aufgenommen und bekommen eine gute Ausbildung. Die Caritas Salzburg unterstützt die Schule, da sie, gemessen an der eigenen Schülerzahl, am meisten Flüchtlingskinder aufgenommen hat. Rund 100 syrische SchülerInnen werden hier betreut. Die Kinder zwischen vier und dreizehn Jahren sind zumeist von den Kriegsereignissen in ihrer Heimat traumatisiert.

Stefan Maier: „Die syrischen Schülerinnen und Schüler bekommen nach dem normalen Unterricht ein warmes Mittagessen und am Nachmittag spezielle Förderstunden. Wir haben eine Psychologin, die sich der traumatisierten Kinder speziell annimmt. Eine Sprachtherapeutin kümmert sich um Sprechstörungen und Probleme mit der Zweisprachigkeit. Den Kindern steht auch ein breites Angebot an Freizeitaktivitäten zur Verfügung, das helfen soll, die Kriegs- und Fluchterlebnisse besser zu verarbeiten.“

Beth Aleph - Die beste Bildung, die beste Nahrung, die beste Integration

In Beirut unterstützt die Caritas das Beth Aleph Vorschulprojekt. Circa 100 Kinder asiatischer und afrikanischer MigrantInnen sowie zunehmend auch syrische Flüchtlingskinder, lernen hier lesen, rechnen und schreiben. Sie erhalten ein tägliches Mittagessen - die oft einzige warme Mahlzeit des Tages. Stefan Maier, Caritas Nah-Ost Koordinator: „Die Kinder kommen aus schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen. Sie verdienen nur das Beste und hier in Beth Aleph bekommen sie das Beste. Die beste Schuldbildung, die beste Nahrung und die beste Integration. Ohne dieses Projekt wäre es vermutlich so, dass der Großteil dieser Kinder unbeaufsichtigt auf der Straße spielen würde. Oder den ganzen Tag unbeaufsichtigt, in den desolaten Wohnungen der Eltern eingesperrt wäre. Die Eltern dieser Kinder müssen rund um die Uhr arbeiten, um genug zum Leben zu verdienen“.

Foto- und Videoausstellung im Spielzeug Museum

Stefan Maier, Caritas Nah-Ost Koordinator und Fotograf Philipp Benedikt reisten Ende letzten Jahres gemeinsam in den Libanon, um u.a. die St. Vinzenz Schule und das Vorschulprojekt Beth Aleph zu besuchen. Dabei entstanden eine ausdrucksvolle Fotoserie und mehrere Kurzvideos zu den Kinderprojekten. Diese sind im Rahmen einer Fotoausstellung von 27. bis 31. Jänner im Spielzeug Museum zu sehen. Philipp Benedikt, Fotograf: „Von Kindern in Krisengebieten zu lesen oder davon zu hören und die Situation dann selbst mit eigenen Augen zu sehen, sind zwei Paar Schuhe. Mir war es wichtig, nicht nur die Einrichtungen selbst, sondern auch die Lebensumstände der Kinder zu sehen und festzuhalten. Erst dadurch wurde mir bewusst, welchen Mehr- und unvorstellbar großen Stellenwert solche Einrichtungen mit sich bringen“. Nach dem 31. Jänner werden die Bilder den ganzen Februar im „Schweiger Deli“ in Itzling ausgestellt. Sie können für eine Mindestspende von 50 Euro erworben werden. Der Reinerlös kommt Caritas Projekten für Kinder im Nahen-Osten zugute.

Stefan Maier, Caritas Nah-Ost Koordinator: „Der gemeinsame Besuch mit Philipp Benedikt im Libanon war für mich überaus bereichernd. Philipps berührende Fotos und Kurzvideos werden hoffentlich viele Menschen dazu motivieren, sich für diese wichtigen Projekte zu interessieren und sie finanziell zu unterstützen. Ein herzliches Dankeschön für das große Engagement. Das Recht auf Spiel und Freizeit ist in der Kinderrechtskonvention festgehalten, daher bietet das Spielzeug Museum den passenden Rahmen für die Auftaktveranstaltung zur Kinderkampagne. Danke an das Museum, dass uns die Räumlichkeiten unentgeltlich zur Verfügung stellt“.

„Das Spielzeug Museum unterstützt generell alle Anliegen, die Kinder betreffen – und unser Haus ist ein Begegnungsort für alle Familien“, so Mag. Karin Rachbauer-Lehenauer, Leiterin Spielzeug Museum. „Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen haben wir hier mit der Caritas eine gemeinsame Zielsetzung und freuen uns deshalb sehr, den Start der Kindekampagne 2016 mit einem Tag der offenen Tür im Spielzeug Museum begleiten und unterstützen zu können“.

Beitrag auf RTS

Regional TV Salzburg (RTS) hat uns bei der Auftaktveranstaltung zur Kinderkampagne im Spielzeug Museum besucht. Entstanden ist dieser spannende Bericht!

Regional TV Salzburg (RTS) hat uns bei der Auftaktveranstaltung zur Kinderkampagne im Spielzeug Museum besucht. Entstanden ist dieser spannende Bericht!