Armut kann jede und jeden treffen – halten wir zusammen

Corona hat viele Menschen in Salzburg völlig unvorbereitet in schwierige Situationen gebracht. In der Caritas-Sozialberatung stieg die Zahl der Anfragen nach finanzieller Unterstützung massiv und steigt weiter. „Nach der Entspannung über den Sommer spitzt sich die Lage jetzt wieder drastisch zu. Halten wir zusammen!“, appelliert Johannes Dines, Direktor der Caritas Salzburg. In der Corona-Krise zeigt sich deutlich: Not kann jeden treffen – von heute auf morgen.

 

Um wirksam und nachhaltig Not lindern zu können, bittet die Caritas die Bevölkerung um Spenden.



„Mein größter Wunsch ist, auf eigenen Beinen zu stehen“


Die Unternehmerin Frau R. aus dem Salzburger Flachgau konnte durch den Lockdown von einem Tag auf den anderen keinen Kundenkontakt mehr haben. Das gesamte Einkommen fiel auf einen Schlag weg. Das Ersparte reichte nicht lange für die Alleinerzieherin und ihre beiden Kinder. Der Härtefallfonds wurde erst Monate später genehmigt. Ernsthafte finanzielle Sorgen kannte Frau R. vor Corona nicht, sie hatte sich etwas aufgebaut und ihr kleines Unternehmen warf genug ab, um davon leben zu können. Doch nun konnte sie nicht einmal mehr Lebensmittel kaufen. Sie wusste nicht mehr, wie sie die Situation bewältigen sollte, wandte sich an die Caritas und bekam drei Mal ein großes Lebensmittelpaket.



Armut ist mitten unter uns

So wie Frau R. geht es derzeit vielen Menschen in Salzburg. Die Arbeitslosigkeit ist massiv gestiegen, bis Ende Juli meldete das AMS Salzburg um 41 Prozent mehr Arbeitssuchende als im Vorjahr. Kurzarbeit und Jobverlust treffen vor allem Frauen und Alleinerzieherinnen, die oft in Teilzeitjobs, in der Gastronomie, im Handel oder in Dienstleistungsbetrieben arbeiten. Auch Einzelunternehmerinnen und Einzelunternehmer, Jugendliche, ältere Menschen und Menschen mit Behinderung sind stark betroffen. Zusätzlich zu den Menschen, die bereits vor der Krise in schwierigen Situationen waren, melden sich nun mehr und mehr Menschen bei uns, die nie gedacht hätten, dass sie sich einmal an die Caritas wenden müssen. Gemeinsam ist all diesen Menschen, dass sie aus eigener Kraft wieder aus der finanziellen Notlage herauskommen wollen. Doch oft geht es alleine nicht mehr. Die Krise zeigt uns: Not kann jeden treffen – von heute auf morgen.

 

 

Halten wir zusammen!

„Wir lassen Menschen in Not nicht alleine“, sagt Johannes Dines, Direktor der Caritas Salzburg. „Nach der Entspannung über den Sommer spitzt sich die Lage jetzt wieder drastisch zu. Auch sichere Einkommen in erfolgreichen Branchen können von heute auf morgen wegbrechen. Wir erwarten eine deutliche Verschärfung der Situation im bevorstehenden Winter, weil das Ersparte aufgebraucht ist, es immer mehr Kündigungen und Kurzarbeit gibt und die Jobsuche sich schwierig gestaltet. Die nun wieder verordneten Einschränkungen im öffentlichen Leben tun ihr Übriges zur Verschlechterung der Lage armutsbetroffener Menschen. Um so vielen Menschen in Not wie möglich helfen zu können, brauchen wir auch weiterhin die Hilfe und Solidarität der Salzburgerinnen und Salzburger sowie der Unternehmen. Meine Bitte: Halten wir zusammen!“

 

„Ich möchte nicht mehr zu meinem Kind sagen müssen: ‚tut mir leid, ich habe kein Geld‘“

Frau P. aus der Stadt Salzburg war in einem Hotel angestellt und wurde zu Beginn der Corona-Krise gekündigt. Bis heute sucht sie eine neue Stelle – im Tourismus ist das derzeit fast unmöglich. Monat für Monat hat sie zu wenig Geld für das Nötigste wie Essen oder Kleidung für sich und ihre dreieinhalbjährige Tochter. Der einzige Wunsch: genug Geld, um davon eigenständig leben zu können. Die Caritas konnte Frau P. mit Lebensmittelpaketen und finanzieller Hilfe aus dem Solidaritätsfonds unterstützen.

 

Wie helfen wir als Caritas

Die Caritas hat viel Erfahrung in der Soforthilfe in Krisensituationen und in der Unterstützung und nachhaltigen Stabilisierung in Notlagen. Mehr als 3.000 Lebensmittelpakete wurden im Frühjahr verteilt. Aktuell bereiten wir eine neue Lebensmittelhilfe für Salzburg und das Tiroler Unterland vor. Über den neu installierten Solidaritätsfonds unterstützt die Caritas in akuten Notlagen finanziell. In der Sozialberatung helfen wir vor allem bei arbeits- und sozialrechtlichen Fragestellungen und klären, welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt. Dazu geben wir Information zur konkreten Antragstellung bei den Behörden. Wir greifen hier natürlich auf sehr viel Erfahrung und sehr gute Kontakte mit unseren Netzwerkpartnerinnen und Netzwerkpartnern zurück. In der Corona-Krise hat sich auch die telefonische Sozialberatung bewährt.


Perspektive für Jugendliche

Jungen Menschen geben wir Perspektive: In unserem Jugendbeschäftigungsprojekt easy arbeiten 15- bis 18-Jährige in Holz- und Textilwerkstätten, und wir helfen ihnen, langfristig am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Auch unsere gemeinnützige Fahrradwerkstatt carlavelorep schafft neue Berufsperspektiven für junge Menschen. Wenn alle Stricke reißen und Jugendliche keinen Schlafplatz mehr haben, stehen die Türen unserer Jugendnotschlafstelle Exit7 an 365 Nächten im Jahr für sie offen.

In den Lerncafés der Caritas Salzburg unterstützen wir Kinder am Nachmittag beim Lernen, weil Bildung die wichtigste Grundlage für die Zukunft ist.

 

Elisabethsonntag: 15. November 2020

Am Elisabethsonntag finden mehrere Spendenaktionen statt: In Kooperation mit dem Europark Salzburg steht von 12.-14.11.2020 ein Lebensmittelcontainer beim Eislaufplatz auf der Piazza, Ecke IKEA. Vor dem Spar-Eingang verteilen Freiwillige der Caritas an die Kunden Bedarfslisten. Die Lebensmittelspenden für Menschen in Not in Salzburg können dann beim Container abgegeben werden. Verderbliches wird am selben Tag in die Notschlafstelle Haus Franziskus gebracht.

Auch die Betriebe des FORUM 1 am Salzburger Hauptbahnhof engagieren sich und sammeln von 9. November bis Weihnachten Spenden für das Tageszentrum Haus Elisabeth in Salzburg.

Bei der Elisabethsammlung in den Pfarren (Sonntagsgottesdienst) werden Geld- und Lebensmittelspenden sowie Lebensmittelgutscheine gesammelt.



Fakten (Quelle EU-SILC 2019, Statistik Austria)

  • 13,3 % der österreichischen Bevölkerung gelten als armutsgefährdet (d.h. 1,16 Mio. Menschen)
  • 11 % der Salzburger Bevölkerung (ca. 58.000 Menschen)
  • Armutsgefährdet bedeutet: ein Einkommen unter 60 % des Medianeinkommens, inkl. aller staatlichen Leistungen 
  • 1.286,- Euro/Monat