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„Arm und krank“ - Neue Studie der Caritas Salzburg zeigt Zusammenhänge zwischen Armut und Gesundheit auf

Wenn Eltern erkranken, unterstützen FamilienhelferInnen der Caritas Salzburg. © Jork Weismann/ Caritas Salzburg

Salzburg, 25. Oktober 2018: Armut macht krank und Krankheit macht nicht selten arm. Wer finanziell schlechter gestellt ist, zieht auch in gesundheitlichen Belangen öfter den Kürzeren. Eine aktuelle Studie* der Caritas Salzburg bestätigt das auch für das Bundesland Salzburg. 32.000 SalzburgerInnen verfügen über einen schlechten Gesundheitszustand. Armutsbetroffene Menschen sind überproportional häufig betroffen. Erschreckend aber wahr, auch die Lebenserwartung sinkt mit niedrigerem Einkommen. Die Caritas Salzburg bittet um Spenden, um betroffene Menschen unterstützen zu können.

Belastende Lebensbedingungen, Stress, Arbeitslosigkeit, kalte Wohnungen, billige Tiefkühlpizza statt ausgewogener Ernährung und Einsamkeit. Dass der sozio-ökonomische Status auch mit der Gesundheit zusammen hängt zeigte die Studie* „Soziale Ungleichheit und gesundheitliche Ungleichheit im Bundesland Salzburg“ der Caritas Salzburg. Trotz eines beinahe lückenlosen Versicherungsschutzes und zahlreichen Vergünstigungen gibt es Ungleichheiten im österreichischen Gesundheitssystem.

Armut macht krank
Die Caritas Studie* belegt, dass Armut krank macht. Nicht nur durch körperliche Mangelerscheinungen, sondern auch psychisch. Ein wichtiger Faktor hierbei ist die Wohnsituation. Steigende Mietpreise zwingen immer mehr Menschen dazu in alten, teils schimmligen Wohnungen zu wohnen. Existenzielle Unsicherheiten führen zu chronischem Stress. Weil das Geld an allen Ecken und Enden fehlt, wird am häufigsten beim Heizen und beim Essen gespart. 9.000 Menschen in ganz Salzburg – davon die Mehrheit über 50 Jahre – melden zurück, finanziell nicht in der Lage zu sein, die Wohnung ausreichend heizen zu können. 37.000 Personen im Bundesland Salzburg geben an, bei der Ernährung sparen zu müssen. Für sie ist es kaum möglich, Fleisch oder Fisch zu essen.

„Salzburg ist eine reiche Stadt. Armut gibt es aber auch hier bei uns. Und Armut hat viele Gesichter“, sagt Caritas Direktor Johannes Dines. „Da gibt es den Manager, der schwer erkrankt ist und deshalb nicht mehr arbeiten und seine Familie erhalten kann. Oder die Mindestpensionsbezieherin, die in einer schimmeligen Wohnung lebt, die sie krank macht. Wir als Gesellschaft sind gefordert zusammen zu halten und zu helfen.“

Krankheit macht arm
Gesundheitliche Einschränkungen und Krankheit führen Menschen nicht selten in Notsituationen, wie z.B. Langzeitarbeitslosigkeit. Eine Studie des Robert Koch Institutes** in Deutschland zeigt, dass bei 15 Prozent jener Menschen, die in den letzten Jahren lang oder kurzfristig arbeitslos waren, die Gesundheit der Auslöser war. Bei der Mehrheit dieser Personen hat sich der Gesundheitszustand nach der Kündigung noch weiter verschlechtert. Dass Armut und Gesundheit zusammen gehören, zeigt auch ein Blick auf die Einkommensklassen. Mehr als ein Drittel der armutsgefährdeten Menschen in Österreich sind chronisch krank.

Robert Buggler, Autor der Caritas Studie, appelliert: „Gerade bei Kindern ist es wichtig, frühzeitig und präventiv zu helfen. Damit aus chronisch kranken Kindern nicht chronisch kranke Erwachsene werden.“

Lücken und Barrieren im Gesundheitssystem
Das österreichische Gesundheitssystem ist vergleichsweise hervorragend. Trotzdem: Je weiter die Schere zwischen Arm und Reich aufgeht, desto deutlicher sind auch die Unterschiede zwischen Krankheit und Gesundheit in den wohlhabenden und ärmeren Gruppen. Gerade einkommensschwache Personen oder Familien haben oftmals Schwierigkeiten bei der Finanzierung von Brillen oder Hörgeräten sowie teuren Therapien oder Medikamenten. Auf einen Arztbesuch und die damit verbundenen Kosten, verzichten laut eigenen Angaben 6.000 SalzburgerInnen. 5.000 Personen nehmen aus unterschiedlichen Gründen keine zahnärztlichen Leistungen in Anspruch. Obwohl Befreiungen und Zuschüsse durch die Salzburger Gebietskrankenkasse angeboten werden, halten fehlende Information, Unverständlichkeit von Befunden sowie Angst und Scham armutsbetroffene Menschen vom Arztbesuch ab.

„Die Wirtschaft boomt, doch die Sozialleistungen werden zurück gefahren. Wir haben als Gesellschaft eine Verantwortung für unsere schwächeren Mitglieder und die müssen wir wahrnehmen“, so Caritas Direktor Johannes Dines. „Die Menschen, die in Caritas Einrichtungen kommen und um Hilfe bitten, haben keinen anderen Ausweg. Ich bitte die Salzburgerinnen und Salzburger, helfen auch Sie“.

So hilft die Caritas Salzburg
Die Caritas Salzburg leistet unterschiedliche Beiträge zur Verringerung der sozialen, aber auch gesundheitlichen Ungleichheiten.

  • Im Jahr 2017 unterstützte die Sozialberatung ca. 200-mal bei gesundheitlichen Belangen wie Zahngesundheit, Selbstbehalten oder Heilbehelfen wie z.B. einer Brille. Rund 700 Menschen wurden bei Energiekosten unterstützt. Mehr als 400 Menschen suchten Rat und Unterstützung bei Fragen rund und um die Themen Krankheit und Gesundheit.
  • Arbeitslosigkeit ist einer der größten Krankmacher in unserer Gesellschaft. Daher sind alle Bemühungen Menschen wieder in den Erwerbsarbeitsmarkt zu integrieren, gleichzeitig auch Projekte zur Förderung der Gesundheit. Rund 150 Menschen wurden 2017 in carlas und der Caritas Neuen Arbeit bei der Rückkehr in den ersten Arbeitsmarkt begleitet. 130 Jugendliche fanden im Projekt easy eine tagesstrukturierende Beschäftigung.
  • Im Haus Franziskus können obdachlose Menschen medizinische Versorgung durch den Virgilbus in Anspruch nehmen. Mehr als 2.000 Personen wurde so in den letzten drei Jahren geholfen.
  • Einen direkten Einfluss auf die gesundheitliche Situation nehmen natürlich all jene Einrichtungen und Projekte ein, die im Bereich „Betreuung und Pflege“ angesiedelt sind. 10.500 Einsatzstunden verzeichnete z.B. die Familienhilfe 2017, die Familien in Krisenzeiten zur Seite stehen.


Helfen auch Sie

  • 15 Euro finanzieren eine gesunde Jause für 20 Kinder des Caritas Lerncafés
  • 20 Euro Zuzahlung zu medizinischen Bedarfen, Selbstbehalten, Heilbehelfen
  • 30 Euro Soforthilfepaket mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln für Familien in Not

Raiffeisenverband Salzburg
IBAN: AT11 3500 0000 0004 1533
BIC: RVSAAT2S

Verwendungszweck: Inlandshilfe

Online-Spenden: www.caritas-salzburg.at/spenden

 

* Caritas Salzburg, Robert Buggler: „Soziale Ungleichheit und gesundheitliche Ungleichheit im Bundesland Salzburg“, 2018

** Robert Koch Institut, GEDA Studie, 2010

 

Hier können Sie die Studie als .pdf downloaden