Lesen Sie im Folgenden einen Beitrag über das Mentoring-Projekt „Lernen macht Schule“ von JO KASERER.
Jo studiert an der Universität Salzburg und engagiert sich selbst als Lernbuddy.
„Bildung wird vererbt.“ Ein Satz, den wir alle kennen und der ernst zu nehmen ist. Der Nationale Bildungsbericht 2021* zeigt deutlich, dass leistungsschwache Schüler*innen vermehrt aus sozial schwachen und bildungsfernen Familien kommen. Umgekehrt sind Schüler*innen mit Benachteiligungen in der leistungsstarken Schülerschaft unterrepräsentiert. Um diesen Bildungsungleichheiten einen Schritt entgegenzuwirken, wurde das Projekt „Lernen macht Schule“ ins Leben gerufen. Dabei engagieren sich Studierende der Universität Salzburg ehrenamtlich mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien beim Lernen zu unterstützen und ihnen neue Perspektiven zu eröffnen.
Neben schulischer Unterstützung bieten die Studierenden auch gemeinsame Freizeitaktivitäten an, um die soziale Integration zu fördern. Durch diese gezielte Förderung soll nicht nur der Bildungsarmut entgegengewirkt werden, sondern auch der Ausgrenzung und Isolation, die häufig mit sozialer Benachteiligung einhergehen. Außer den positiven Auswirkungen für die Kinder und Jugendlichen bietet das Projekt "Lernen macht Schule" den Studierenden die Möglichkeit, ihre sozialen Kompetenzen weiterzuentwickeln und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
Was sagen die Studierenden zum Projekt? Dazu wurden zwei Lernbuddys befragt:
SOPHIA ist 20 Jahre alt und studiert Psychologie an der Universität Salzburg. Sie war ein ganzes Jahr lang beim Projekt dabei und begleitete einen Jungen mit Migrationsgeschichte, der aktuell die Volksschule besucht.
Wie hast du vom Projekt erfahren?
„Ich habe zum Semesterstart eine Uni-E-Mail zum Projekt bekommen und mir gedacht, dass es eine coole Sache ist, da mitzuarbeiten, weil ich mit Kindern arbeiten will“.
Wie sahen die Treffen mit deinem Lernbuddy-Kind aus? Welche Erfahrungen hast du gemacht?
„Ich habe mich nach der Schule mit meinem Kind getroffen, wir haben Hausaufgaben gemacht und Spiele gespielt. Wir haben auch verschiedene Ausflüge gemacht. Wir waren im Haus der Natur, im Zoo, auf Spielplätzen…Und auf der Dult - da bin ich selbst übrigens auch zum ersten Mal hingegangen. Besonders Spaß gemacht hat mir das Keksebacken, das von „Lernen macht Schule“ aus organisiert wurde.“
Mit der Zeit fasste der Junge immer mehr Vertrauen zu Sophia und traute sich so auch eigene Ideen und Gedanken miteinzubringen.
„Eine besondere Erinnerung an mein Lernbuddy-Kind ist, dass ich ihm zum Geburtstag ein Harry-Potter-Kartenspiel geschenkt habe. Er hat es sehr stolz all seinen Freunden gezeigt und hatte es immer im Rucksack dabei. Ich habe gemerkt, dass ich ihm damit eine große Freude machen konnte.“
Was hat dir am Projekt Spaß gemacht? Würdest du es weiterempfehlen?
„Ich kann es auf jeden Fall weiterempfehlen. Besonders die Aktivitäten, die „Lernen macht Schule“ organisiert hat, haben mir sehr gefallen. Zum Beispiel das Keksebacken: Es bietet Kindern Erlebnisse, die sie so vielleicht nicht haben würden. Auch die Schulungen, zum Beispiel, wie man mit Kindern umgehen kann, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen, fand ich sehr spannend. Zudem finde ich, dass das Projekt auch zum Connecten für Studierende untereinander hilfreich ist.“
ANNIKA ist 23 Jahre alt und Psychologiestudentin an der Universität Salzburg. Sie betreute dieses Sommersemester einen 12-jährigen Jungen mit Migrationsgeschichte, der aktuell die Mittelschule besucht.
Wie hast du vom Projekt erfahren?
„Ich bin durch die Uni-E-Mail auf das Projekt aufmerksam geworden. Motiviert hat mich auch ein positiver Erfahrungsbericht einer Freundin, die auch mal beim Projekt mitgearbeitet hat. Die Freundin erzählte mir, dass sie es auf jeden Fall noch einmal machen würde und dass sie es sehr weiterempfiehlt.“
Annika plante, ihr letztes Semester an der Universität zu nutzen, um ihre bisherigen Erfahrungen mit der Arbeit mit Jugendlichen zu erweitern und um zusätzliche Erfahrungen zu sammeln.
Wie sahen die Treffen mit deinem Lernbuddy-Kind aus? Welche Erfahrungen hast du gemacht?
„Ich war etwas schockiert, da mein Lernbuddy-Kind eine so liebe, brave, einzigartige und bemühte Familie hat, die aber auf sehr engem Raum wohnt. Die Familie des Kindes teilt sich nämlich zu viert eine Zwei-Zimmer-Wohnung. Die Eltern verdienen wenig, obwohl sie im Heimatland gute Abschlüsse hatten, aber diese Abschlüsse werden ihnen in Österreich nicht angerechnet.
Wir waren oft bei ihm daheim zum Lernen, dann haben wir Ausflüge gemacht. Zum Beispiel waren wir schwimmen, Rad fahren oder auch Eis essen. Mich mit dem Jungen zu treffen, war für mich immer sehr nett. Wir hatten von Anfang an eine gute Beziehung und es hat immer Spaß gemacht.
Eine besondere Herausforderung für mich war es, die Selbstwirksamkeit des Kindes zu stärken, weil mein Kind viele schulische Anforderungen erfüllt, aber Prüfungsangst hat und oft ein Blackout beim Abfragen bekommt.“
Was hat dir am Projekt Spaß gemacht? Würdest du es weiterempfehlen?
„Ich würde das Projekt auf jeden Fall weiterempfehlen! Mein Ratschlag ist: Einfach ausprobieren, denn die Kinder freuen sich immer über jeden, der mit ihnen Zeit verbringt. Man braucht sich auch keine Sorgen zu machen, dass man etwas nicht kann. Es hilft den Kindern immer, weil man eine Beziehung aufbaut und sich Zeit nimmt, mit ihnen etwas zu unternehmen.“
Anm.: Nationaler Bildungsbericht 2021, Seite 323